Offene Türen im Café 180 Grad


Offene Türen im Café 180 Grad

Café 180 Grad mit offenen Türen für junge Menschen auf den Straßen von Paderborn

Zwischen 10 und 15 Uhr können junge Menschen unverbindlich Hilfsangebote im Café 180 Grad an der Alten Torgasse 7 im Zentrum von Paderborn annehmen. Das Angebot richtet sich speziell an 15 bis 25-Jährige, die von Obdachlosigkeit bedroht sind.

Das Café 180 Grad hat endlich wieder reguläre Öffnungszeiten. Aber nicht, wie ein normales Café. Bei dem Angebot der Fortbildungsakademie der Wirtschaft (FAW) handelt es sich um ein Projekt, das mit Unterstützung des Jobcenters ein niederschwelliges Angebot an von Obdachlosigkeit bedrohte junge Menschen richtet. Oder solche, die durch ein belastetes Verhältnis zu Behörden nah dran sind, den Anschluss an die Gesellschaft zu verlieren. Seit dem Herbst 2019 gibt es dieses Angebot und das ursprüngliche Konzept musste wegen der Corona-Auflagen schon vielfach umgestrickt werden. Aktuell hat das Café von 10 bis 15 Uhr geöffnet, Beratungstermine können auch individuell vereinbart werden.

Foto von links: Thomas Remmert (FAW) und Dominik Steffan (Jobcenter Kreis Paderborn) stehen vor der offenen Tür des Café 180 Grad in der Alten Torgasse 7.

Die große Zielgruppe sind alle jungen Menschen ab dem Schulabschluss bis ungefähr zum 25. Lebensjahr. Wobei auch Hilfesuchende außerhalb dieser Altersgruppe nicht abgewiesen werden. Die Betreuer haben für jeden ein offenes Ohr. Neben Anke Thomas und Michaela Schuff ist seit Mai auch Thomas Remmert als Ansprechpartner der FAW vor Ort im Café und für die jungen Menschen da. Bis zu 13 Maßnahmeplätze können besetzt werden und werden vom Jobcenter Kreis Paderborn finanziert. Dominik Steffan ist im Team für unter 25-Jährige des Jobcenters für das Projekt zuständig. „Wir freuen uns, dass wir zusammen mit der FAW das Café 180 Grad anbieten können, denn es spricht eine wichtige Zielgruppe an, die bisher nicht im Fokus war. Die gute Nachfrage und die Erfolge, die mittlerweile verzeichnet werden konnten, zeigen, dass besonders junge Menschen nicht das Gefühl bekommen dürfen, vom System vergessen zu werden.“

Trotz der Auflagen, dass keine Gruppengespräche, sondern nur Einzelgespräche möglich waren, konnte auch während der Lockdowns der Kontakt gehalten werden. Hier und da wurden auch ein paar kreative Lösungen gefunden, um sich auszutauschen. So wurde zum Beispiel der Briefkasten um die Ecke ein Handelsplatz für Nachrichten von und an die Teilnehmenden.

Anke Thomas berichtet von vielen Erfolgsgeschichten: Umzüge in die erste eigene Wohnung, ein erneuter regelmäßiger Besuch der Schule oder der Beginn einer Ausbildung. Der Kontakt zu den Teilnehmenden ist auch nach Ende der offiziellen Maßnahmezeit meist noch da.

Ein besonders schönes Beispiel ist Nils (Name geändert). Er war einer der ersten, die im Projekt aufgenommen wurden. Gerade volljährig hatte er bereits einige schlechte Erfahrungen gemacht und konnte auch bei seiner Familie nicht mehr bleiben. Nachdem er eine Zeit lang bei Freunden unterkam, drohte die Obdachlosigkeit. „Ich wollte das alles gar nicht“ berichtet Nils von der Zeit auf der Straße und beschreibt das Café 180 Grad als Ort, an dem er sich von Beginn an gut aufgehoben gefühlt hat. „Wenn man selber raus will aus der Straßensituation oder von zu Hause, dann bekommt man im Café sofort Hilfe“, beschreibt er das Beratungsangebot, „man muss nur auch selber mitmachen“.

Besonders gefallen hat ihm am Café 180 Grad, dass dieses die erste Anlaufstelle am Morgen war, wenn noch alle anderen Hilfsangebote geschlossen waren. Bereits ab 10 Uhr gibt es Verpflegung und Gespräche in den Räumen an der Alten Torgasse, direkt im Zentrum der „Brennpunkte“ Zentralstation und Westerntor, während andere Jugendtreffs erst am Nachmittag öffnen.

Die Betreuer beraten, machen gemeinsame Pläne mit den Hilfesuchenden, stellen Anträge und begleiten auf Wunsch auch zu den Ämtern. Nils selber konnte inzwischen wieder Fuß fassen, wohnt in einer WG und ist im zweiten Ausbildungsjahr zum Heilerziehungspfleger. Sein berufliches Ziel ist es, später selber mit Jugendlichen zu arbeiten und ihnen mit Hilfe seiner eigenen Erfahrungen ein Beispiel zu sein, was man auch aus einer schlechten Situation heraus erreichen kann.


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